24 Oktober 2017
Wer am frühen Samstagabend dem bequemen Fernsehsessel den Vorzug gab gegenüber den spartanisch einfachen Plätzen in der SFG-Halle, hatte einen riesengroßen Fehler gemacht. Zugegeben, wenn man aus dem Rathaus herauskommt, ist man immer schlauer als vorher. Doch das Risiko „SFG“ hatte sich gelohnt. Daumen ganz oben, zumindest nach dem Spiel. Mit 3:2 (22:25,21:25,25:23,25:15,15:10) kämpften die Damen des VC SFG Olpe die Gäste vom TuS Herten nieder. „Es war ein geiles Spiel“, so Mannschaftsführerin Sarah Wolfschläger in ihrer ersten Euphorie.
Es war eine imposante Kulisse – eine Kulisse, die nach Phon gemessen lange fest in der Hand der Ultras aus Herten war. Schon optisch mit Transparenten an der Wand (ein erster Einschüchterungsversuch der SFG-Fans?) und mehr als nur lautstark unterstützt durch Trommeln und heisere, immer wieder gekühlte TuS-Kehlen, vermittelte die SFG-Halle zunächst den Charakter eines Auswärtsspiels. Aber der Reihe nach.
Auch wenn im ersten Durchgang eine 18:12-Führung noch verspielt wurde, entwickelte sich die Partie nicht zu einer Achtbahnfahrt der Gefühle. Es sollte kein Déjà-vu von der Partie gegen Gladbeck werden. Vielmehr war der unbedingte Siegeswille unverkennbar. „Ich habe immer an unseren Sieg geglaubt, auch als wir 0:2 hinten lagen“, demonstrierte Michelle Langer wiederentdecktes Selbstvertrauen, das Trainer Tom Brinkmann nach „konstruktiver Kritik“ nach dem schwachen Saisonstart gefordert und gefördert hatte.
Dem 22:25 und 21:25 folgte zunächst eine erneute 7:2-Führung der Gäste. „Da darf man so ein Spiel nicht mehr aus der Hand geben“, lamentierte der Gäste-Coach nach dem Schlusspfiff des Schiedsrichters, den die Gäste einschließlich der lautstarken Fans mit anfänglichen Reklamationen für sich zu gewinnen versuchten. Der TuS-Trainer konnte aber nicht ahnen, welchen Joker Tom Brinkmann noch auf der Bank hatte. Noch hielten sich die SFG-Ultras zurück.
6:10 aus SFG-Sicht im dritten Satz – und dann kam die 16-jährige Clara Wübbeke. „Ich ließ sie zunächst in der Hinterhand als Alternative für Mitte oder Außen“, so die Beweggründe Brinkmanns. Und dann kam das Nesthäkchen, von Außen. Und wie. Sie führte sich sofort mit zwei erfolgreichen Punkten ein. Dass diese Einwechselung die Schlüsselstelle der Partie werden sollte, zeigte sich später. Am Ende dieses Satzes dann ein enges 25:23. Nur noch 1:2.
Was dann folgte, brachte die Halle zum Kochen. Die Gäste-Ultras überließen vorübergehend den SFG-Ultras die Trommeln. Und auf dem Feld wurde gefightet. Allen voran im Hinterfeld Libero Nicole Laskowski, die auch in schwierigen Situationen die Bälle gut nach vorne brachte. Jetzt wurde der gegnerische Block, teilweise besetzt mit ehemaligen Erst-Liga-Spielerinnen, auch mit internationalen Einsätzen, immer mehr gefordert. Und die zeigten Nerven.
„Unser Schwachpunkt war vor allem die Annahme“, so der TuS-Coach, der auf seine etatmäßige Libera verzichten musste und keinen adäquaten Ersatz zur Verfügung hatte. Die Eigenfehler der Gäste häuften sich. SFG bekam zunehmend Oberwasser und zog die Partie unter der wieder erwachten Begeisterung der eigenen Fans mit 25:15 und 15:10 durch. Der erste Saisonsieg, wenn auch (noch) kein Dreier, war unter Dach und Fach.
„Das war wichtig, die Leistung stimmte“, so Brinkmann nach einer Partie auf hohem Niveau. Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass die SFG-Mädels die rote Laterne an Gladbeck abgegeben haben. Aber das interessiert Brinkmann weniger, vielmehr „dass wir auf dieser Leistung aufbauen können“. Schon lange nicht mehr war der SFG-Coach „rundum zufrieden mit allen Teilelementen“. Jetzt ist erstmal Herbstpause. Nicht nur Training, auch Regeneration ist angesagt.
SFG: Kristin Bürger, Julia Demmerling, Alexandra Kauschke, Anja Kempny, Michelle Langer, Nicole Laskowski, Katrin Schürholz, Annika Seidel, Sarah Wolfschläger und Clara Wübbeke.