23 Januar 2017
Da standen nun die beiden Trainer aus der Volleyball-Oberliga zusammen und verteilten brav Komplimente an den jeweiligen Gegner.
Vorangegangen war ein eigentlich erwartetes 3:0 (25:13,25:11,26:24) des nach wie vor souveränen Spitzenreiters VC SFG Olpe gegen Schlusslicht Stolberger TG. „Ich verstehe nicht, warum ihr da unten drin steht. Eure Spielanlage ist weitaus besser als bei manchen anderen Mannschaften in dieser Liga“, versuchte SFG-Trainer Tom Brinkmann sein weibliches Pendant von Stolberg zu trösten.
Umgekehrt konterte die Gäste-Trainerin: „Ich hätte euch gerne etwas mehr geärgert als nur im dritten Satz. Aber es ist keine Frage, ihr habt verdient gewonnen und seid die stärkste Mannschaft der Liga.“ Um dann jedoch auch Kritik an ihren Mädels zu äußern: „Was die sich im zweiten Satz geleistet haben, war schon Arbeitsverweigerung.“
Es wäre um ein Haar ein typisches Vier-Satz-Spiel geworden. Nach zwei absolut dominanten Durchgängen mit 25:13 und 25:11 wurde doch ein wenig die Spannung vermisst. Und dafür sorgten dann die Gastgeberinnen durch Nachlässigkeiten und Konzentrationsschwächen. „Es war ein typisches Verhaltensmuster“, analysierte Tom Brinkmann den Verlauf des dritten Satzes. „Als Stolberg besser ins Spiel kam, leisteten wir uns gleichzeitig acht Aufschlagsfehler.“ Brinkmann hatte aber auch dafür Verständnis: „Klar, wenn man im Rückstand ist, will man mit der Angabe viel Druck entwickeln, und das kann schiefgehen.“
Als es bei 20:23 tatsächlich schon nach einem vierten Satz aussah, schafften die SFG-Damen vier Punkte in Folge, Satzball. Der ging zwar nochmal weg, doch mit 26:24 wurde der Sack dann doch noch zugemacht: 3:0. Damit hatten die Franziskus-Damen eigentlich alles richtig gemacht: erstens bekamen die vielen Fans doch noch etwas Spannung, zweitens bewiesen sie einmal mehr ihre mentale Stärke (wie es ihr Coach nennt) und drittens blieben drei Punkte in Olpe.
„Wenn ich jetzt kritisiere, ist es ein Jammern auf hohem Niveau. Aber der Verlauf des dritten Satzes hat verhindert, dass ich verstärkt wechseln konnte. Ich habe das Luxusproblem mit drei Zuspielerinnen, die unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Deren Einsatz muss ich situativ gerecht werden.“
Und dann war Brinkmann doch zufrieden: „Was die Mannschaft seit Saisonstart leistet, ist enorm. Sie stecken Rückschläge weg, kommen wieder und erfüllen eine Erwartungshaltung, die auch die Fans mittlerweile haben. Diesem Druck muss man erst einmal standhalten. Ich bin richtig zufrieden, es macht einfach nur Spaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten.“
Zur eigenen Leistung spielen auch im Fernduell die Verfolger mit. Der Zweite aus Düsseldorf war beim Dritten Erkelenz zu Gast – und es wurde kein Drei-Punkte-Spiel. Nach vier ziemlich konträr verlaufenen Sätzen setzte sich Düsseldorf mit 3:2 durch – und damit wuchs der Vorsprung der Brinkmann-Truppe auf sechs Zähler an. Ein dickes Polster für den Rest der Saison, aber ein Selbstläufer wird es nicht. Nach dem folgenden spielfreien Wochenende muss SFG in Erkelenz antreten, und da wollen die Rheinländerinnen verlorenes Terrain wieder wettmachen. Nutznießer könnte der SC 99 Düsseldorf sein. Die Liga ist noch lange nicht gelaufen.
SFG: Kristin Bürger, Julia Feldmann, Anna Harnischmacher, Caro Herget, Alex Kauschke, Anja Kempny, Michelle Langer, Evelyne Soemer, Kathrin Springmann, Laura Schriewer, Sarah Wolfschläger.