28 August 2018
Wenn am 22. September der Startschuss für die neue Saison der Volleyballer fällt, wird Vieles nicht mehr so sein wie zuvor. Neben größtenteils personell veränderten Mannschaften wird es auch auf der Bank einige neue Gesichter geben. Ein in der Region ziemlich unbeschriebenes Blatt ist aber auch der aus dem Iran stammende und in Menden (Sauerland) wohnhafte Masoud Shafeh, der den Oberligisten vom VC SFG Olpe 2 derzeit intensiv auf die Saison vorbereitet.
Vor 18 Jahren floh der jetzt 55-Jährige aus dem Land der Mullahs und wurde der Flüchtlingsunterkunft Hemer zugewiesen. Als nach vier Jahren sein Asylverfahren erfolgreich abgeschlossen wurde, war der Weg frei für den gelernten Bankkaufmann, sich seinem großen sportlichen Hobby zu widmen.
Als ehemaliger iranischer Volleyball-Nationalspieler war es nicht schwer für ihn, interessierte Vereine zu finden. Gut fünf Jahre gehörte er dem iranischen Nationalkader an, absolvierte zahlreiche Länderspiele und war u.a. Teilnehmer an den Asienspielen in Japan. Keine Frage: der Mann bringt viel Erfahrung mit und die will er gewinnbringend weitergeben.
„Ich habe zuletzt die Damen des TV Asseln und auch des Letmather TV in der Landesliga trainiert. Ebenso war ich Trainer der Landesliga-Herren vom CVJM Heeren-Werve“, blickt der neue Mann in Olpe auf seine jüngere Vergangenheit zurück. Jetzt also Olpe. „Ja, von meinem Wohnort Menden ist es nicht so weit nach Olpe, und die Oberliga ist auch eine Herausforderung.“
Aber noch wichtiger ist für ihn die Vereinsstruktur. „Bei den früheren Vereinen fehlte oft der Nachwuchs, wenn Spielerinnen nach dem Abitur oder wegen der Berufsausbildung nicht mehr zur Verfügung standen. In Olpe finde ich einen Verein vor, der mehrere Mannschaften in verschiedenen Ligen hat und darüber hinaus auch in den verschiedenen Jugendklassen gut aufgestellt ist.“
Das reizt ihn, denn „ich denke nicht von Jahr zu Jahr, sondern möchte mithelfen etwas aufzubauen. Auch als Trainer will ich nicht jedes Jahr wechseln.“ Das hört sich nach Bereitschaft zur Kontinuität an. „Ich möchte eine Mannschaft mit Zukunft, eine Mannschaft, die den Sport nicht nur als Hobby sieht, sondern auch leistungsbezogen arbeiten will.“
Er will der Mannschaft Zeit lassen, sie aufbauen. „Bei allem Spaß will ich leistungsbewusst arbeiten. Ich weiß, dass diese Mannschaft Zeit braucht. Auch die Zuschauer sollen sehen, dass Leistung geboten wird, das wollen die Fans doch sehen.“ Natürlich hat Masoud Shafeh auch Ziele: „Aufsteigen will jeder Trainer.“ Aber er ist auch Realist genug und sieht zunächst den Klassenerhalt als primäres Ziel an.
In seiner neuen Mannschaft hat kaum jemand Oberliga-Erfahrung, außerdem sind alle Gegner Neuland – auch für den Coach, der sich mit viel Engagement seit Wochen in die Arbeit gestürzt hat. Nach Grundlagenausdauer und Krafteinheiten steht jetzt die Taktik im Vordergrund. Ohne auf Details einzugehen wird es wohl einige Positionsveränderungen geben. Erste Trainingsspiele sollen ihm Einblick geben in das derzeitige Leistungsvermögen. Die neue Spielzeit kann spannend werden – auch wenn es ganz eng werden sollte. Die jungen Damen sind, wie der Coach, hochmotiviert.
Immerhin: bei einem Trainingsspiel gegen den SC Hennen war die Handschrift des neuen Mannes auf der Kommandobrücke zu erkennen. Zahlreiche Varianten im Angriff waren unübersehbar. Bleibt zu hoffen, dass auch der Gegner mitspielt…
Masoud Shafeh