27 Januar 2015
“Der Volleyballsport im Sauerland war der große Gewinner.” Auf diesen einfachen Nenner brachte Julian Schallow, Trainer des RC Sorpesee, das denkbar knappe 3:2 (25:17,17:25,25:17,22:25,15:13) des Tabellenführers beim Schlusslicht VC SFG Olpe.
Wer nicht anwesend war, hat nicht nur einfach eine hochdramatische Begegnung versäumt, sondern auch eine begeisterte und stimmungsvolle Kulisse, wie man sie auch in Olpe nicht alle Tage sieht. Der Geräuschpegel war dabei nicht einseitig verteilt, denn unter den rund 250 Zuschauern scheuten auch annähernd 50 Fans aus dem Hochsauerland trotz der ungünstigen Witterungsbedingungen nicht die Reise zum Nachbarschaftsderby ins südliche Westfalen.
Die Lobeshymnen prasselten nach diesem mitreißenden Spiel fast unaufhörlich auf den vermeintlichen Underdog aus Olpe. Und die fast seit Saisonbeginn grassierende Aussage – „In dieser Liga kann Jeder Jeden schlagen“ – wurde trotz der SFG-Niederlage eigentlich bestätigt. „Wir haben nicht einen Punkt verloren, sondern zwei gewonnen“, betonte auch Schallow und atmete nach dem Tie-Break, der mit einer Fehlangabe sein Ende fand, erst einmal tief durch. Dieses Spiel hatte keinen Verlierer verdient.
Voraussetzung für das „beste und intensivste Saisonspiel in der Dritten Liga“ (Schallow) überhaupt war, dass auch die Damen von SFG-Trainer Michael Jürgens bis auf Caro Clemens endlich einmal komplett antreten konnten. Mit dabei also auch die beiden Zuspielerinnen Tina Kubina und Louise Seidl. „Mit dieser Leistung müsstet ihr ganz oben drinstehen“, wurde der Sorpe-Trainer nicht müde, den Nachbarschaftskonkurrenten in den höchsten Tönen zu bewerten.
Dabei fing die Partie nicht gut an. Nach anfänglicher knapper Führung gewannen die Gäste schnell Oberwasser und hielten mit 25:17 die SFG-Mädels doch recht sicher auf Distanz. Die Stimmung war jetzt etwas einseitig verteilt. „RCS, RCS“ dröhnte es von einer Seite durch die Halle. Doch der Wille bei den Gastgeberinnen war da, auch das Selbstvertrauen in das eigene Können.
Die SFG-Aktionen wurden sicherer, Sorpesee wankte und mit 17:25 war unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Fans der Ausgleich da. Doch das Wechselspiel ging weiter, beide Teams schenkten sich nichts. Erneut 25:17 und 2:1-Satzführung Sorpesee. Und als im vierten Durchgang die Gäste ein schnelles 8:3 vorlegten, schien die Hoffnung auf wenigstens einen Punkt verflogen.
Was dann folgte, glich einem Tollhaus. „Die Fans machten richtig Rambazamba“ (Schallow) – und das im positiven Sinne. Die Halle kochte, als den Gastgeberinnen mit 25:22 der Ausgleich gelang. „Das war einfach grandios“, so Michael Jürgens, dem nach Spielschluss nach vielen Erklärungen noch nicht zumute war. Das Minimalziel, eben einen Punkt zu holen, war erreicht. Und es hätte noch einer mehr werden können. Tie-Break: Wechsel bei 4:8 zugunsten der Gäste, doch wieder glückte eine Aufholjagd und sogar mit 11:9 die Führung. Doch es sollte nicht sein. Mit 13:15 wurde die dicke Überraschung aus Sorpesicht verhindert.
„Wir waren in den Standards etwas besser, SFG dagegen hatte mehr individuelle Klasse“, befand Julian Schallow in seiner Kurzanalyse, während Michael Jürgens eine individuelle Bewertung vornahm: „Nicole Laskowski war sehr konstant.“ Und Sarah Wolfschläger befand Nicole Laskowskis Leistung als Libera „einfach Wahnsinn“. Weiter mit der Einschätzung von SFG-Coach Jürgens: „Kristin (Bürger, d.R.) hat sich in das Spiel richtig reingearbeitet. Sarah (Wolfschläger, d.R.) war in der Annahme sehr sicher, wirkte aber manchmal etwas übermotiviert. Louise (Seidl, d.R.) steckte noch die Krankheit in den Knochen.“ „Ich war richtig platt“, so die Angesprochene selbst.
Mannschaftsführerin Sarah Wolfschlägers persönliche Analyse: „Ich bin mit mir selbst unzufrieden. Ich musste zuletzt oft das Zuspiel übernehmen, so dass ich heute auf Diagonal etwas verunsichert war. Da fehlt manchmal die Feinabstimmung.“
Was bleibt nach diesem Spiel, das eine Top-Werbung für den Volleyballsport war? Viel Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben gegen Langenfeld, Bad Laer und Bonn – Mannschaften, die schlagbar sind, sein müssen. Doch die Spiele werden nicht leichter, auch wenn die Franziskus-Damen aus dieser Partie viel Selbstvertrauen mitnehmen können. Voraussetzung: komplette Besetzung.
Es spielten: Kristin Bürger, Julia Feldmann, Anna Harnischmacher, Anja Kempny, Tina Kubina, Michelle Langer, Nicole Laskowski, Laura Schriewer, Louise Seidl, Sarah Wolfschläger, Lia Cordes und Veronika Gossen.