Claudia Dietzmann: „Abwechslung ist für mich wie ein Ausgleich“

09 Februar 2017

Claudia Dietzmann (34), seit drei Jahren 1. Vorsitzende des VC SFG Olpe, selbstständig und Mutter von drei Kindern im Alter von zehn Monaten, zwei und vier Jahren.

Außerdem arbeitet Claudia Dietzmann in der Kommission „Gender Mainstreaming und Chancengleichheit des Landessportbundes NRW“ mit.

Wie bekommt man das alles unter einen Hut? Wir sprachen mit ihr.
Frau Dietzmann, welche Reihenfolge ist Ihnen am liebsten: Vorsitzende von SFG, Berufstätigkeit oder Mutter von drei Kindern?
Claudia Dietzmann: Jede Rolle erfüllt mich auf eine andere Weise. Die Abwechslung ist für mich wie ein Ausgleich.

Sie sind geschäftsführende Gesellschafterin eines Weiterbildungsunternehmens in Olpe – Traumberuf?
Ja, auf jeden Fall. Es ist toll mit vielen verschiedenen Unternehmen und Menschen Personalentwicklungsmaßnahmen umzusetzen und von unseren Trainern lerne ich immer wieder etwas dazu. Zudem ermöglicht mir meine Position eine relativ flexible Zeiteinteilung meiner Arbeit.

Stichwort Trainer, da liegt der Übergang zum Thema „Verein“ nahe.
Ja, sowohl im beruflichen Kontext als auch in meiner ehrenamtlichen Funktion im Volleyball arbeite ich mit 25 Trainern und Coachs zusammen – nur mit einer entsprechend anderen Qualifikation und Zielsetzung.

Also: VC SFG Olpe, Erste Vorsitzende…
Als ich den Vereinsvorsitz Ende 2013 übernommen habe, bin ich in sehr große Fußstapfen getreten. Josef Basch hat den Verein über zwanzig Jahre im Wesentlichen allein geführt und groß gemacht. Mir war klar, dass ich das bei der Größe des Vereins und den damit verbundenen anfallenden Aufgaben zeitlich nicht leisten konnte. Somit galt es den Verein umzustrukturieren.

Können Sie das etwas erläutern?
Es galt das Grundprinzip „Viele Aufgaben auf viele Schultern verteilen“. Das sollte durch die Übernahme eines Ehrenamtes für jeden zeitlich machbar sein. Wir haben also zunächst alle Vereinsaufgaben erfasst und diese dann in Verantwortungsbereiche aufgeteilt. Es ergaben sich fünf Ressorts: Leistungsförderung, Vereinskommunikation, Spielbetrieb Damen, Spielbetrieb Jugend und Finanzen. Zu jedem Ressort gab es eine Art Stellenbeschreibung, mit der wir qualifizierte Mitglieder für die Übernahme eines Amtes gewinnen konnten.

Welches Ressort haben Sie inne?
Keines. Die Ressortleiter arbeiten alle eigenständig, doch an einer Stelle müssen die Informationen zusammenlaufen, jemand muss den Gesamtüberblick haben und die Verantwortung tragen – das ist die Erste Vorsitzende.

Kommen wir zum sportlichen Aspekt, da läuft’s ja ganz gut…
Ja, jetzt wieder. Natürlich war klar, dass wir es in der ländlichen Region schwer haben, ein Niveau wie die 3. Liga auf Dauer zu halten.

Dennoch taten zwei Abstiege in Folge sehr schwer. Verlorene Spiele drücken auf die Vereinsstimmung und Vieles wird in Frage gestellt. Ich bin sehr glücklich und stolz darauf, dass die Mädels der ersten Mannschaft mit Hilfe unseres neuen Trainer Tom Brinkmann das Blatt wenden konnten und nun wieder in der Erfolgsspur sind.

Ausblick?
Unsere ersten vier Mannschaften spielen alle oben mit. Wir hoffen alle, dass es wieder in die Regionalliga geht. Wir haben viele junge Talente im Verein, betreiben konsequente Talentsichtung und –förderung ab der 3. Klasse und haben durchweg qualifizierte Trainer, so dass wir für die Zukunft gut aufgestellt sind. Ein wichtiges Projekt für unseren Verein ist der Bau der Beachvolleyballanlage in Dahl. Geplanter Baubeginn ist Anfang März – die Investitionskosten für die Vierfeld-Anlage belaufen sich auf 80 000 Euro.

Bleibt die Familie, die Vereinbarkeit mit Beruf und Verein.
An einem normalen Tag bin ich bis 13 Uhr im Büro, danach ist Familienzeit bis die Kinder im Bett sind. Abends arbeite ich noch einmal etwa zwei Stunden. Gefühlt werden die normalen Tage jedoch immer weniger – ich springe mehrmals am Tag in die eine oder andere Rolle. Sehr viel Unterstützung habe ich durch meinen Mann. Wir sind ein super Team und meine Eltern die besten und flexibelsten Babysitter. Anders wäre eine erfolgreiche Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt nur sehr schwer möglich.