Aus der Presse: Unglaublich – das Volleyball-Wunder von Olpe ist perfekt

15 April 2025

Das Wunder ist wahr geworden. Denn Wunder gibt es immer wieder, wie Katja Ebstein schon 1970 beim European Song Contest mit Platz drei überraschte. Und für die SFG-Volleyballerinnen brachte das Wunder sogar Platz zwei. Es waren unbeschreibliche Momente, die sich erst etwas später nach dem überaus souveränen Erfolg der SFG-Mädels abspielten. Es war viel weniger das klare Ergebnis von 3:0 (25:19,25:11,25:17) gegen Absteiger Bayer Leverkusen 2, als vielmehr das Fernduell mit dem Tabellenzweiten SG Langenfeld. Die Ausgangssituation war klar: Wenn Langenfeld gegen RSV Borken 2 einen Drei-Punkte-Sieg einfährt, also 3:0 oder 3:1 gewinnt, ist die Saison endgültig beendet – und SFG bleibt Dritter. Vorbei die Chance der Relegation.

Bereits während der Partie liefen die Handys der vielen Fans heiß. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Jetzt kam es auf Borken an. Für das junge Team aus dem nordwestlichen Münsterland ging es um nichts mehr, Klassenerhalt geschafft. Kommentare wie „Knien die sich überhaupt nochmal rein am letzten Spieltag?“ kamen natürlich auf. 25:20 der erste Satz für Langenfeld. Doch als Borken zum Satzausgleich kam, keimte auch bei SFG die erste Hoffnung auf. Geht tatsächlich noch was? Und es ging noch was, obwohl Langenfeld mit 25:18 wieder vorne war. Und dann kam Katja Ebstein, eben das Wunder.

Mittlerweile war die Partie zwischen SFG und Leverkusen beendet. In der Halle bildeten sich mehrere Pulks aus SFG-Mädels und Fans. 16:5 für Borken im vierten Satz? Ist das wahr? Ungläubigkeit, vor allem aber Hoffnung, machte sich breit. Das Adrenalin schoss in die Höhe, deutlich mehr noch als während des eigenen Spiels. Und dann die Erleichterung: 25:16. SFG war Zweiter, schob sich an Langenfeld vorbei in die Relegation. Dass Langenfeld am Ende sogar 2:3 unterlag, war nur noch eine Randnotiz – „Aber cool“, so Jürgens. Dann ging alles im überschäumenden Jubel unter.

„Ich hatte den Mädels während des Spiels Handyverbot erteilt“, gab Trainer Michael Jürgens später zu Protokoll. Den eigenen Erfolg vor Augen, wollten sie auch auf dem Feld experimentieren. Aber dann zogen sie voll durch, nur nichts riskieren. Die letzte Chance wahrnehmen – und die letzte Chance kam. Unglaublich.

Für Kristin Bürger, zum sechsten Mal in dieser Saison vom Gegner zur MVP gekürt, war das „gute Spiel“ mehr Nebensache, wenn auch natürlich wichtig. „Wir waren sehr angespannt, aber dass es tatsächlich geklappt hat, ist einfach toll. Dass Langenfeld so patzen würde, sensationell.“

Melanie „Melli“ Schäfer, die Libera, hatte erneut einen großen Anteil am Erfolg. „Sie hat sich immer mehr ins Team hineingefunden“, so Michael Jürgens, „und übernimmt Verantwortung. Auf Melli ist Verlass.“ Dass der Sprung in die Relegation noch real wurde, ist für die 41-Jährige ein „Riesenbock“ und war euphorisch: „Dass ich das nochmal erleben darf…“.

Mannschaftskapitänin Lea Uebach empfand ein „ganz gutes Gefühl. Ich hab’s noch gar nicht so richtig erfasst. Wenn man mir vor der Saison gesagt hätte, dass wir oben mitspielen – ich hätte es dankbar angenommen und sofort unterschrieben. Aber so langsam gewöhnt man sich dann doch an den Gedanken, Relegation zur Dritten Liga zu spielen. Wir sind alle sehr stolz, das erreicht zu haben.“ Sie hat nicht die Schlaghärte wie Lara Terkowsky, Kristin Bürger oder Anna Lena Beul. „Aber sie spielt viel mit Köpfchen und überrascht mit Auge“, so Jürgens.

Der SFG-Coach lässt die letzten Wochen noch einmal Revue passieren. „Als wir am viertletzten Spieltag in Münster bei Saxonia eine Klatsche kassierten, war die Relegation ganz weit weg. Da waren wir extrem schlecht. Doch unsere Körpersprache wurde deutlich besser, die Folge waren drei Siege in Serie. Und heute haben wir gleich dreimal gewonnen. Der erste Matchball wurde zurückgenommen und als Doppelfehler ausgelegt, dann der richtige Matchball und schließlich die Niederlage von Langenfeld. Das waren allein heute drei Siege.“

Schließlich übte Jürgens auch Kritik an seinen Mädels – nur positive Kritik. „Toni setzte vor allem Caro in der Mitte mit kurzen und überraschenden Bällen ein und Caro nutzte das. Ebenso wird Emma auf der Zuspielposition immer besser. Kristin überzeugte mit ihren Hammerschläger ebenso wie Anna Lena auf Diagonal. Auch Mia auf Außen und Clara in er Mitte sind eine sichere Bank. Besonders freute ich mich über die Kurzeinsätze von Sabrina, die schwere Monate hinter sich hat. Das waren für mich Gänsehautmomente.“

Jetzt also Relegation zur Dritten Liga. Fast unfassbar und doch wahr. Am Ende der Saison 2011/12 war der Aufstieg in die dritthöchste deutsche Spielklasse perfekt. Doch noch ist nichts perfekt. Doch allein als Aufsteiger sofort die Relegation nach oben zu erkämpfen, ist ein weiterer Meilenstein für den Volleyballsport in der Region.

Kader: Lea Uebach, Victoria Popov, Antonia Häner, Kristin Bürger, Carolin Hermsen, Emma Basch, Lara Terkowsky, Clara Strunk, Melanie Schäfer, Anja Kempny, Mia Basch, Sabrina Küppers, Anna Lena Beul. Verletzt Anja Kempny und Claudia Müller; es fehlte Mira Naber.